In den letzten beiden Jahren hat Paris mein Herz im Sturm erobert. Während ich bei meinen ersten Besuchen noch nicht so viel mit der großen Stadt an der Seine anfangen konnte, kann ich mittlerweile gar nicht oft genug dort sein. Weite Alleen und prunkvolle Bauten, hübsche kleine Gässchen mit den schönsten Boutiquen, eine vielfältige Kunst- und Kulturszene, malerische Straßencafés und Bistros, jede Menge modisches Stilbewusstsein – und natürlich die leckersten Moules Frites an jeder Ecke. Ach Paris, du bist wirklich immer wieder eine Reise wert.
Auch in der kalten Jahreszeit hat die Stadt der Liebe mit unzähligen Ausstellungen und weiteren kulturellen Highlights übrigens Einiges zu bieten – von moderner Kunst über Fotografie bis hin zu Mode und Feminismus ist für jeden genau das Richtige dabei. Welche Veranstaltungen ihr in diesem Herbst und Winter auf keinen Fall verpassen solltet, lest ihr hier.
Fondation Louis Vuitton: Being Modern – MoMA in Paris
Für alle, die es genauso wie ich noch nie nach New York geschafft haben und sich trotzdem gerne das MoMA anschauen würden, lohnt sich derzeit ein Besuch in der Fondation Louis Vuitton. Dort ist das berühmte Museum of Modern Art derzeit mit der sehenswerten Ausstellung „Being Modern: MoMA in Paris“ zu Gast. Man könnte sie auch das „Best Of der Modernen Kunst“ nennen, denn von Klimt, Picasso und Kahlo über Pollock und Mondrian bis zu Warhol und Beuys sind hier alle namhaften KünstlerInnen des 20. und 21. Jahrhunderts vertreten.
Die mehr als 200 Kunstwerke sind über vier Etagen verteilt und behandeln verschiedene Strömungen wie den Expressionismus, Minimalismus, Pop Art oder die abstrakte amerikanische Malerei. Neben Gemälden werden auch wichtige Fotografien, Installationen oder Videoprojekte gezeigt, die das MoMA seit seiner Gründung im Jahr 1929 erworben hat. Sie stammen aus allen sechs kuratorischen Abteilungen des Museums und reflektieren die Geschichte der Institution und die Entscheidungen, die beim Aufbau der Sammlungen getroffen wurden.
Weil das MoMA derzeit eine umfassende Renovierung und Erweiterung seines Gebäudes geplant hat, wurde die Fondation Louis Vuitton als Partner ausgewählt, um das künstlerische Erbe nach Paris zu bringen. Einige der Werke werden dabei erstmals in Frankreich gezeigt, wie zum Beispiel die legendären Soup Cans von Andy Warhol.
Neben der Ausstellung hat mich vor allem die Architektur der Fondation Louis Vuitton beeindruckt. Bestimmt habt ihr das weiße Gebäude, das mit seinen geschwungenen Formen an ein Segelboot erinnert, schon einmal irgendwo gesehen. Das Design wurde vom Architekten Frank Gehry entworfen und gilt durch seine Einzigartigkeit als wichtiger Ausdruck des französischen und internationalen städtischen Erbes des 21. Jahrhunderts. Sobald ihr den Rundgang in der vierten Etage beendet habt, fährt eine Rolltreppe weiter nach oben auf die verwinkelte und mehretagige Dachterrasse. Von dort aus habt einen wunderbaren Blick über den Park und die Stadt und könnt nebenbei noch einen leckeren Café trinken.
Wann: 11. Oktober 2017 bis 5. März 2018
Wo: Fondation Louis Vuitton, 8 Avenue du Mahatma Gandhi, 75116 Paris
Kostenpunkt: 16 Euro, ermäßigt 10 Euro
Musée Yves Saint Laurent: Eröffnungsausstellung
Das Musée Yves Saint Laurent wurde Anfang Oktober ganz frisch eröffnet und ist ein Muss für alle Modefans. Es befindet sich in den schönen Räumlichkeiten des ehemaligen Haute-Couture-Hauses des Designers in der Avenue Marceau, wo der Modeschöpfer von 1974 bis 2002 seine Kollektionen kreierte und Kundinnen empfing. Es ist das erste Museum seiner Art in Paris, das sich so umfassend dem Werk eines der größten Designer des 20. Jahrhunderts widmet.
Während ein Teil des Hauses in seine Originalzustand zurückverwandelt wurde, um den Zeitgeist um YSL wieder aufleben zu lassen, zeigen die Ausstellungsräume die visionäre Sichtweise des modernen Modeschöpfers. Gleich im ersten Raum finden Besucher den legendären Damen-Smoking aus den 60er Jahren, der das Image der Marke nachhaltig geprägt hat. Die Verwendung maskuliner Elemente zeigen Saint Laurents emanzipatorische Ideen, mit seiner Mode hat er Frauen Macht verliehen.
Foto: Musée Yves Saint Laurent/Luc Castel
Weitere Räume beschäftigen sich mit kulturell-ethnischen Einflüssen auf seine Entwürfe und zeigen afrikanisch, russisch oder türkisch inspirierte Stücke, ein anderer Bereich präsentiert mit dem berühmten Mondrian-Kleid und ähnlichen Designs seine Vorliebe für moderne Kunst. Im ersten Stock befinden sich traumhafte Abendroben, die Entwürfe aus den 20er Jahren haben es mir wie immer besonders angetan.
Foto: Musée Yves Saint Laurent/Luc Castel
Foto: Musée Yves Saint Laurent/Alexandre Guirkinger
Foto: Musée Yves Saint Laurent/Luc Castel
Das eigentliche Herzstück des Hauses befindet sich jedoch im Raum dahinter: Hier wurde das Atelier des Designers originalgetreu hergerichtet und es fühlt sich tatsächlich so an, als würde YSL gleich im nächsten Moment zur Tür hereinkommen. Arbeitstische, Skizzen, jede Menge Bücher – sogar die Lesebrille des Modeschöpfers liegt noch dort.
Da die aktuelle Ausstellung nur einen Bruchteil der Sammlung der Stiftung Yves Saint Laurent mit über 35.000 Objekten zeigt, sollen die Schwerpunkte regelmäßig wechseln. Die Eröffnungsausstellung zeigt rund 50 Designs, zusätzlich jede Menge Accessoires, Skizzen, Fotos und Videos.
Wann: 3. Oktober 2017 bis 9. September 2018
Wo: Musée Yves Saint Laurent Paris, 5 Avenue Marceau, 75116 Paris
Kostenpunkt: 10 Euro, ermäßigt 7 Euro
Monnaie de Paris: Women House
Die Ausstellung „Women House“ im Monnaie de Paris eignet sich für alle, die sich für Kunst und Feminismus interessieren. Sie beschäftigt sich mit den beiden Themen Gender und Raum, genauer gesagt dem häuslichen Raum. Während der öffentliche Raum lange Zeit nur Männern vorbehalten war, galt der private Raum gleichermaßen als Gefängnis und Zuflucht für Frauen. 39 Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts greifen dieses komplexe Thema in ihren Werken auf.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist „A Room of One’s Own“, ein berühmter Essay von Virginia Woolf aus dem Jahre 1929. Darin ermutigt die Schriftstellerin Frauen, im Haus einen eigenen Raum zum Arbeiten zu finden, den sie ohne Störung abschließen können. Viele junge Künstlerinnen beschäftigten sich bis in die 70er Jahre mit diesem Thema, bis zu diesem Zeitpunkt und darüber hinaus mussten Frauen sich ihren eigenen Raum erkämpfen – und damit gleichzeitig auch Anerkennung in einer männlich dominierten Welt.
In acht Kapiteln beschäftigt sich die Ausstellung mit verschiedenen Sichtweisen, die nicht nur feministisch, sondern auch poetisch oder politisch geprägt sind. Die Künstlerinnen stammen von vier Kontinenten und reichen von Berühmtheiten wie Louise Bourgeois und Niki de Saint Phalle bis zu einer jüngeren Künstlerinnengeneration wie Pia Camil, Nazgol Ansarinia oder Isa Melsheimer. Eine sehr sehenswerte Ausstellung über ein Thema, das leider bis heute aktuell ist.
Wann: 20. Oktober 2017 bis 28. Januar 2018
Wo: Monnaie de Paris, 11 Quai de Conti, 75006 Paris
Kostenpunkt: 12 Euro, ermäßigt 8 Euro
Jeu de Paume: Albert Renger-Patzsch – Things
Wenn ihr mich fragt, wäre Albert Renger-Patzsch mit seinen Fotografien heutzutage ein ziemlich bekannter Instagrammer. Der deutsche Fotograf war ein Anhänger der Neuen Sachlichkeit und schoss Motive wie Landschaften, Pflanzen, Architektur und Industrieobjekte – alles in schönster Ausschnittmanier. Das Jeu de Paume widmet ihm derzeit eine Retrospektive namens „Things“, die rund 154 Fotos umfasst und die wichtigsten Themen, Momente und Genres seines künstlerischen Werks umfasst. Drei Perioden zeigen in der Ausstellung die bedeutendsten Schritte seiner Karriere. Auch sein 1928 erschienenen Buch Die Welt ist schön wird thematisiert, es gilt als Grundlage der modernen Fotografie.
Das Museum Jeu de Paume befindet sich übrigens direkt im Jardin des Tuileries und gilt als internationales Kunstzentrum für mechanische und elektronische Bilder wie Fotografie, Kino, Video und Installation des 20. und 21. Jahrhunderts. Neben der Renger-Patzsch könnt ihr euch dort derzeit auch noch Ausstellungen von Ali Kazma und Steffani Jemison anschauen.
Wann: 17. Oktober 2017 bis 21. Januar 2018
Wo: Jeu de Paume, 1 Place de la Concorde, 75008 Paris
Kostenpunkt: 10 Euro, ermäßigt 7,50 Euro
Set in Paris: Auf den Spuren von Coco Chanel
Keine Ausstellung im eigentlichen Sinn, dafür aber eine Stadtführung der besonderen Art. Set in Paris bietet Touren durch verschiedene Filmlocations von Paris, unter anderem zu James Bond, Amélie Poulain, Gossip Girl oder Sex and the City. Wir waren auf den Spuren Coco Chanels unterwegs und haben dabei nicht nur die Lieblingsplätze der französischen Modeschöpferin entdeckt, sondern auch jede Menge Spannendes aus ihrem Leben erfahren. Wusstet ihr zum Beispiel, woher der Spitzname „Coco“ stammt, in welchem Pariser Park sie am liebsten spazieren war, wo sie immer ihre heiße Schokolade getrunken hat oder welcher ganz bestimmte Raum in ihrer Wohnung fehlte? All diese Fragen und noch viele mehr werden bei der schönen und kurzweiligen Stadtführung beantwortet – die beste heiße Schokolade der Welt gibt es übrigens inklusive.
Das tolle Team rund um Gründerin Abigail de Bruyne leitet die Führungen mit viel Herz und französischem Charme, sie erzählen eine Menge Geschichten und lassen alle TeilnehmerInnen für einen kurzen Moment in die Vergangenheit reisen. Als ich wieder zu Hause war, musste ich mir jedenfalls direkt die Coco-Verfilmung mit Audrey Tatou ansehen, um die einzelnen Stationen noch einmal Revue passieren zu lassen. Endlich eine Stadtführung, die nicht langweilig wird!
Die Coco Chanel Tour dauert zwei Stunden lang und kostet 65 Euro pro Person.
Reiseführer-Tipp:
Wer keine Lust hat, einen schweren Reiseführer durch ganz Paris zu schleppen, sollte sich die Paris MM-City App des Michael Müller Verlags genauer ansehen. Sie enthält nicht nur jede Menge Tipps zu Übernachtungs- und Shoppingmöglichkeiten, Restaurants, Bars, Cafés und Co., sondern ebenfalls eine interaktive Karte für den perfekten Überblick. In 13 geführten Spaziergängen könnt ihr außerdem wunderbar die Stadt erkunden und neben dem klassischen Sightseeing-Programm auch weniger bekannte Pariser Quartiers entdecken. Die praktische Reiseführer-App kostet 9,99 Euro und ist sowohl für Android als auch iOS erhältlich.
– Herzlichen Dank an das Pariser Tourismus- und Kongressbüro sowie Atout France für die Einladung nach Paris –