Auf unseren Zwischenstopp in Kuala Lumpur war ich schon lange ziemlich gespannt. Bisher hatte ich kaum eine Vorstellung von dem Ort und mich bis auf ein wenig Reiseführerlektüre noch nicht näher mit der malaysischen Hauptstadt beschäftigt. Vielleicht war das ganz gut so, vielleicht aber nicht, denn nach drei Tagen in KL möchte ich wagen, zu behaupten, dass ich der asiatischen Metropole in den nächsten zehn Jahren wohl vorerst keinen Besuch mehr abstatten werde. Auch wenn die Stadt einiges zu bieten hat, so gefällt sie mir doch lange nicht so gut wie zum Beispiel Bangkok. Weshalb das so ist? Immer der Reihe nach …
1. Geschichte
Kuala Lumpur wurde erst Mitte des 19. Jahrhunderts von Zinnsuchern gegründet. Daraufhin siedelten sich Glücksritter, Geschäftsleute, Arbeiter und Geistliche aus allen Herren Ländern in der Stadt an, die dadurch schnell massiv wuchs. Mittlerweile zählt die Region um KL rund acht Millionen Einwohner. Wieso ich euch das alles erzähle? Weil es erklärt, weshalb die Stadt so ist, wie sie ist. Kuala Lumpur hat weit mehr Einwohner als zum Beispiel Berlin, diese Größe allerdings auch bloß in der Hälfte der Zeit erreicht. Der Unterschied zu anderen Metropolen ist also der, dass Kuala Lumpur keine weitreichende Geschichte hat. Metropolen wie Rom, Tokio oder Bangkok sind für Besucher vor allem deshalb so faszinierend, weil sie eine Vergangenheit haben. Sie sind Zeugnisse einer bestimmten Hochkultur. Tempel, Paläste, Statuen, Kunst – all das braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Zeit, die Kuala Lumpur bisher nicht hatte.
2. Kulturelle Vielfalt
Das heißt allerdings nicht, dass es in Kuala Lumpur keine Kultur gibt. Ganz im Gegenteil, in der Stadt leben viele verschiedene Kulturen und Religionen friedlich nebeneinander – und genau das macht sie auch so faszinierend. In Kuala Lumpur gibt es Moslems, Buddhisten, Taoisten, Hinduisten, Christen und mehr. Vereinfacht ausgedrückt steht hier die Moschee direkt neben dem buddhistischen Tempel und die christliche Kirche neben dem hinduistischen Gotteshaus – und niemanden stört's. All diese Orte können übrigens problemlos besucht werden, man sollte dabei lediglich an die richtige Kleidung denken (knielange Hosen oder Röcke und bedeckte Schultern, in den meisten Tempeln herrscht außerdem Schuhverbot). Mit dieser religiösen Vielfalt geht gleichzeitig eine kulturelle einher. China Town, Little India, Bukit Bintang – all diese Bezirke liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt und scheinen dennoch jeder für sich ein ganz eigener kleiner Kosmos zu sein.
3. Für Feinschmecker
Ein weiterer wunderbarer "Nebeneffekt" ist die riesige kulinarische Auswahl. Ob malaysisch, indisch, chinesisch oder japanisch – in Kuala Lumpur gibt es alles, was der Bauch begehrt – und das in authentischer Qualität. Wir haben dort sogar richtig gut mexikanisch gegessen. Eine Auswahl gibt's für jeden Geldbeutel – von Street Food bis High Class. Fine Dining ist im Vergleich zu Deutschland relativ erschwinglich und kostet in Kuala Lumpur etwa die Hälfte. Wein (wie auch Bier, Cocktails und Co.) ist durch die Alkoholsteuer allerdings teurer als bei uns, jedoch immer noch im preislichen Rahmen. Mein absoluter Favorit war das Restaurant Betel Leaf in Little India, das ich allen empfehle, die einmal authentische indische Küche probieren möchten. Wir haben dort zum Lunch für drei Hauptgerichte, Naan, Reis und zwei Mangolassi zu zweit 15 Euro bezahlt, was absolut fair war. Wasser gibt's übrigens meistens gratis dazu. Hier sitzt man inmitten indischer Großfamilien, bei denen man sich direkt abschauen kann, wie man landestypisch isst – nämlich mit der rechten Hand.
4. Shoppingparadies
Wenn ich eine Sache nennen müsste, mit der ich Kuala Lumpur verbinde, dann wären das Shoppingcenter. Es ist unglaublich, wie viele es davon in der Stadt gibt. Shopping scheint das eine große Ding zu sein, das alle in Malaysia vereint – egal welcher Herkunft oder Religion. Wenn man wollte, könnte man sich vermutlich nur von Konsumtempel zu Konsumtempel begeben und würde trotzdem durch halb Kuala Lumpur kommen, ohne auch nur einen Fuß nach draußen gesetzt zu haben. Meist findet man dort die gängingen Marken von günstig bis teuer. H&M, Zara und Mango gibt es dort genauso wie Prada, Gucci, Chanel und Co. Falls ihr gerade im Lotto gewonnen habt, kann ich euch einen Besuch also nur empfehlen. Alle anderen können der Petaling Street in China Town einen Besuch abstatten: Dort gibt's gefälschte Handtaschen, Shirts oder Beautyprodukte en masse (und in fragwürdiger Qualität). Manchmal findet man dort aber auch den ein oder anderen lokalen Schatz – ich habe mir zum Beispiel einen hübschen Kaftan aus Malaysia gekauft, den ich euch demnächst noch in einem Outfitpost vorstellen werde.
5. Die schönsten Sehenswürdigkeiten
Zum Schluss möchte ich euch noch ein paar Sehenswürdigkeiten als Herz legen. Auch wenn Kuala Lumpur keine großartige Geschichte hat, so gibt es dort dennoch das ein oder andere Highlight, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Mehr als zwei volle Tage braucht ihr für Sightseeing-Touren durch die Stadt allerdings nicht einplanen. Die Wege sind zum Glück nicht sehr weit und alle Stationen sind wunderbar mit den günstigen öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Die Taxipreise sind in der Regel ebenfalls bezahlbar, achtet allerdings darauf, dass die Fahrer das Taxameter einschalten und keinen Festpreis verlangen.
Meine Sightseeing-Empfehlungen in der Übersicht:
- Besuch auf den Petronas-Towers: mit 452 Metern die ehemals höchsten Gebäude der Welt, grandioser Blick über die Stadt, Tickets am besten vorher online buchen.
- Tour durch die historische Altstadt, Little India und China Town: mit vielen leckeren Restaurants, hübschen Geschäften und Tempeln. Empfehlenswert sind der Sri Maha Mariamman Tempel und der Sin Sze Si Ya Tempel.
- Fahrt zu den Batu Caves: etwa 15 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, beeindruckende 100 Meter hohe Kalksteinhöhle mit mehreren Hindu-Tempeln, davor steht die über 40 Meter hohe goldene Statue des Gottes Murugan.
- Erholung in den Bukit Nanas: Kleiner Dschungel im Herzen der Stadt mit Hochseilgarten, super falls man etwas Ruhe vor dem Trubel sucht.
- Abstecher zum Merdeka Square: Schönstes Gebäude aus der Kolonialzeit, derzeit befindet sich darin der Sitz des Ministeriums für Information und Kultur.
- Shopping in Bukit Bintang: hier findet ihr jede Menge Shoppingcenter in verschiedenen Preisklassen.
Weitere Eindrücke aus Kuala Lumpur gibt's in der Bilderstrecke:
FÜR SPÄTER PINNEN
Danke für den Tipp mit den Batu caves. Da hab ich es bisher noch nie hingeschafft.
Ist wirklich super empfehlenswert 🙂
Mir ging es ähnlich nach meinem ersten Besuch in KL. Ich fand viele andere Städte in Asien schöner. Ich dachte auch, dass ich so schnell nicht wiederkommen werde. Nun ja, jetzt geht es im September doch wieder hin 🙂 Vielleicht gibts ja doch noch mehr zu entdecken!
Viele Grüße Kaja von https://www.direktflug.de
Ich bin gespannt, ob du es beim zweiten Mal anders empfindest 🙂
Hi Sonja,
Nun waren wir vor kurzem wieder in KL und ich war sehr positiv überrascht. Die Stadt hat mir richtig gut gefallen! Ich glaube, ich bin bei meinem ersten Besuch einfach mit falschen Erwartungen an die Stadt herangegangen.
Daher kann ich nur sagen, gib der Stadt noch eine zweite Chance! ?
Viele Grüße, Kaja
Hi Kaja,
das mach ich bestimmt 🙂 Mal sehen, wann ich wieder dort sein werden.
LG
Sonja
Du machst wunderbare Fotos! Kuala Lumpur steht auch noch auf meiner Liste, auch wenn ich selbst glaube, dass es da gar nicht so viel zusehen gibt 😀
Lieben Gruß,
Jana
Danke für deinen Kommentar (: Dein Blog gefällt mir auch richtig gut! Viel Spaß noch beim Reisen.
Liebe Grüße
Sonja